Altes Rathaus

Dausenau liegt an der Mündung des kleinen Unterbachs in die Lahn, der hier über die Jahrtausende einen Schuttfächer gebildet hat. Durch den Zufluss des Baches weitet sich das Tal ein wenig, ideal für eine Siedlung. Um das Jahr 1247 wird Dausenau als „Duzenowe“ erstmals urkundlich erwähnt. Der Name leitet sich vom mittelhochdeutschen Wort „diezen“ ab, was so viel wie rauschen bedeutet und sich wahrscheinlich vom Rauschen des Unterbachs ableitet. Im Jahr 1248 erhielt Dausenau das Stadtrecht und es entstand eine freie Bürgerschaft, dennoch wurde von diesem Recht kaum Gebrauch gemacht. Oft wurde Dausenau als Flecken, Dorf oder Freiflecken bezeichnet. Die Bewohner von Dausenau waren in ihrer langen Geschichte immer freie Bürger, es gab in Dausenau nie die Leibeigenschaft, auch wenn durch Verpfändungen, Erbfolgen und Landesteilungen die Stadtherren häufiger wechselten: mal gehörte es zum Hause Nassau, zum Bistum Mainz oder zum Bistum Trier. Jahrhundertelang lebten die Bürger in Dausenau von der Landwirtschaft (Weinbau, Waldbau und Ackerbau). Zusätzlich gab es etwas Fischfang an der Lahn. Trotzdem war Dausenau im Mittelalter eine wichtige und bedeutende Stadt, denn ansonsten hätte sich die Stadt nicht das große Fachwerk-Rathaus leisten können. Zusätzlich sind die große Stadtkirche und die Stadtmauer Zeugnisse des mittelalterlichen Reichtums von Dausenau. Das Rathaus von Dausenau ist sicherlich das bedeutendste Bauwerk der Stadt und wurde 1432/1434 errichtet. Damit ist es nach dem Esslinger Rathaus das zweitälteste Fachwerk- Rathaus Deutschlands (und heute nationales Denkmal). Die Fachwerkkonstruktion steht auf einem massiven Steinsockel. Da das Rathaus direkt an der Lahn lag, war es so gut vor Hochwasser geschützt. Zusätzlich war es direkt in den Mauerring der Stadtbefestigung integriert, sodass der Wehrgang durch das Rathaus führte. Im Mittelalter und bis in die Neuzeit war es das wichtigste Gebäude im Ort, hier tagte der Stadtrat, es wurde Gericht gesprochen und im Rathaus befanden sich die Gefängniszellen. Bis um 1830 wurde das Alte Rathaus als Rathaus genutzt, dann zog die Stadtverwaltung in ein neues Gebäude um. In der Folgezeit nutzte man den Bau als Lagergebäude, Scheune und Schuppen. Im späten 19. Jahrhundert war das Gebäude baufällig und in schlechtem Zustand. Es kam zwar zu einigen Sanierungen, jedoch stand immer im Raum, das Alte Rathaus abzureißen. Im Jahr 1976 wurde das heruntergekommene Gebäude umfassend untersucht. Dabei erkannte man das hohe Alter und die Bedeutung des Baus, woraufhin es zwischen 1981 und 1986 zu einer umfassenden Sanierung und Wiederherstellung kam. Manche Details wurden aufgrund der hohen Kosten nicht erneuert, wie beispielsweise eine große Ladeluke an der Lahn. Im Mittelalter und in der Neuzeit wurden im hohen Giebel des Rathauses vor allem landwirtschaftliche Produkte gelagert. Sie kamen unter anderem über Lastkähne auf der Lahn und wurden über eine Seilwinde in den Giebel gehoben.
Rathaus - von der Lahn aus betrachtet
Für die Altersbestimmung von Holz bzw. der Balken des Fachwerkhauses nutzt man unter anderem die sogenannte Dendrochronologie – die „Lehre vom Baumalter“. Beim Wachsen eines Baumes entsteht jedes Jahr ein Jahresring, der sich im Holz/Stamm des Baumes verewigt. Jeder Jahresring ist ein Abbild für das Wetter in dem jeweiligen Jahr. Wie nass / trocken war es? Gab es einen Waldbrand? Auf diese Weise entsteht ein ganz charakteristischer Ring. Kein Jahresring gleicht einem anderen. Man nutzt eine zeitliche Abfolge von Jahresringen, um eine „Zeitskala“ zu erstellen: die sogenannten Jahresringtabellen. Vergleicht man nun die Abfolge der Jahresringe in dem Stück Holz, dessen Alter man bestimmen möchte mit der Jahresringtabelle, kann man das Jahr, in dem der Baum geschlagen wurde, genau bestimmen.
Pforte zur Lahn
Rathaus mit Pforte zur Lahn