Norderburg

Wann eine Siedlung im Bereich des späteren Ortes Dornum entstand, ist unklar. Manche Quellen vermuten, dass es schon um das Jahr 1000 eine Siedlung gab – um 1270 wurde die Kirche St. Bartholomäus erstmals erwähnt. Die Geschichte Dornums als bedeutender Sitz ostfriesischer Häuptlinge beginnt in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Damals wird Hero Attena (*um 1330, †um 1410/1411) als erster Häuptling von Dornum genannt. Spätestens um 1400 standen in Dornum drei Häuptlings- burgen: die Norder- Wester- und Osterburg. Heute sind noch zwei dieser Burgen erhalten. Inzwischen wird die Geschichte von Ocka tom Brok differenzierter betrachtet, möglicherweise ist es eine Sage. Wann und wie Ocka gestorben ist, gibt bis heute Rätsel auf. Auch die Rolle von Keno II. tom Brok (*um 1380, †1417), dem Bruder von Ocka, ist unklar. Er strebte nach mehr Macht und nahm in kriegerischen Auseinandersetzungen im frühen 15. Jahrhundert mehrere Burgen (u.a. in Nesse und Osterhusen) ein. Über Erbfolge kam Dornum bzw. die Norderburg in den Besitz der Häuptlingsfamilie Kankena aus Wittmund. Tanne Kankena (*um 1395, †1461) gelang es, Dornum zu einer ostfriesischen Herrlichkeit mit eigner Gerichtsbarkeit zu machen. Um 1514 - während der Sächsischen Fehde - wurden die drei Burgen Dornums durch den ostfriesischen Häuptling des Harlinger Landes, Hero Omken (†1522) zerstört. Um 1534 ließ Hicko Kankena (*1475, †um 1534) die zerstörte Norderburg wiederaufbauen. Da er keine Nachfahren hatte, fiel die Norderburg nach seinem Tod an an seine Zwillingsschwester Almeth und über ihren Mann an das niederländisch-ostfriesische Adelsgeschlecht der Closters. Unter Haro Joachim von Closter (†1728) wurde die Norderburg zwischen 1698 und 1707 umfassend umgebaut und erhielt ihr heutiges barockes Aussehen. Seit diesem Umbau wird die Norderburg auch als Schloss Dornum bezeichnet.
Blick auf das Schloss Dornum in der Vorweihnachtszeit
Schloss oder Burg: Burgen und Schlösser unterscheiden sich hauptsächlich in ihrem Zweck und damit in ihrer Bauweise. Burgen wurden vor allem im Mittelalter als Wehrbauten errichtet. Sie sollten Schutz vor Feinden bieten und waren daher durch hohe Mauern, Türme und Gräben gekennzeichnet. Schlösser waren hauptsächlich repräsentative Bauten. Adelige zeigten damit Untertanen und Gästen ihre Bedeutung und ihren gesellschaftlichen Stand. Ab der Renaissancezeit und vor allem im Barock entstanden zahlreiche Schlösser.
Im Jahr 1397 kam es einer Sage nach auf der Norderburg zu einem der bekanntesten Familiendramen ostfriesischer Geschichte. Lütet, der Sohn von Hero Attena, war mit Ocka tom Brok (*um 1377, †1397) verheiratet. Sie war für einen verprassenden Lebensstil und außer- eheliche Affären bekannt, sodass sich Lütet an seine Schwiegermutter Foelke Kampana (*um 1355, †um 1417/1419) wandte. Auch sie war mit dem Lebensstil ihrer Tochter unzufrieden und versuchte zu vermitteln. Während eines Streites zwischen Lütet und Ocka kommt es zu Handgreiflichkeiten: am Ende ist Ocka tot, wahrscheinlich von Lütet erschlagen. Bis heute ist unklar, ob beabsichtigt oder unbeabsichtigt. Jedenfalls gerät Foelke Kampana bei der Nachricht in Rage und rächt sich: sie erobert die Norderburg in Dornum und lässt Hero und Lütet Attena hinrichten.
ungefähre Lage der Herrlichkeit Dornum auf heutiger Karte Abbildung in Anlehnung an: Otten (1975, 1989)
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