Marktplatz

Die Geschichte der heutigen Stadt Ulm beginnt im frühen Mittelalter, als die Karolinger hier eine erste Königspfalz errichteten. Das genaue Errichtungsjahr dieser Pfalz ist bis heute nicht geklärt. Sie wird 854 erstmals urkundlich erwähnt, wobei manche Quellen vermuten, dass sie über 100 Jahre älter sein könnte. Im 11. und 12. Jahrhundert verlegten die Staufer die Pfalz, wodurch auch die Handwerker- und Handelssiedlung rund um die Pfalz wuchs. Im Jahr 1134 wurde Ulm bei kriegerischen Auseinandersetzungen weitestgehend zerstört. Anschließend wurde die Stadt durch die Staufer wiederaufgebaut und erhielt in diesem Zuge eine Stadtmauer, die teils bis heute erhalten ist (auf der Karte ). Etwa ein halbes Jahrhundert später, 1184, wurde Ulm zur Reichsstadt erhoben. Dadurch florierte die Wirtschaft, und Ulm entwickelte sich zu einem bedeutenden Handelszentrum. Die folgenden Jahrzehnte waren durch kriegerische, bürgerkriegsähnliche Zustände geprägt – wie in vielen mittelalterlichen Städten kam es zu schweren Zusammenstößen zwischen den Patriziern und den Hand- werkern, bzw. dem „gemeinen Volk“. Es war die Zeit der mittelalterlichen Bürgerkämpfe, als sich die städtische Mittelschicht für ihre Rechte einsetzte und mehr Mitsprache im Stadtrat forderte. Zusätzlich waren damals viele Stadt- kassen durch Misswirtschaft und Veruntreuung von Steuergeldern leer oder die Räte kamen ihren Pflichten nicht mehr hinterher, sondern bereicherten sich lieber. In Ulm wurden diese teils heftigen Auseinan- dersetzungen im sogenannten Kleinen Schwörbrief im Jahr 1345 beigelegt und sicherte den Zünften künftig sogar eine Mehrheit im Stadtrat. Dadurch kam es zu einem wirtschaftlichen Aufschwung, zusätzlich verstärkt durch die Gründung des Schwäbischen Städtebundes in Ulm, um sich gemeinsam gegen die Macht des damaligen deutschen Kaisers zur Wehr zu setzen. Etwa ein halbes Jahrhundert später, 1397, wird die erste Verfassung der Reichstadt Ulm unterzeichnet, der Große Schwörbrief. Nun hatten die Zünfte eine große Mehrheit im Stadtrat und der Bürgermeister musste jährlich Rechenschaft zu seiner Arbeit ablegen. Durch diese Verfassung und die Macht der Zünfte kam es im 15. Jahrhundert zur größten wirtschaftlichen Blüte Ulms. Mit der erzwungenen Reformation durch den Stadtrat 1530 wurde das Wachstum jäh beendet und die Wirtschaft in Ulm rutschte in eine langanhaltende Rezession, die bis in die Neuzeit dauerte. Wo genau die frühmittelalterliche Königspfalz stand, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Auf jeden Fall liegen rund um den Marktplatz die Anfänge des bürgerlichen Lebens in Ulm. Jahrhundertelang war der Marktplatz das politische und wirtschaftliche Zentrum der Stadt. Bis heute zeugt das prächtige Rathaus von der stolzen, mittelalterlichen Bürgerschaft der damaligen Reichsstadt Ulm.
ungefährer Verlauf der früheren Befestigungsanlagen: hochmittelalterliche Stadtmauer Donaustadtmauer spätmittelalterliche Stadtmauer Befestigungsanlage des 16. / 17. Jh. [in Anlehnung an Scheschkewitz 2019]
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